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Rundbrief 12 "Denn mit dem Tod der anderen muss man leben" -leider vergriffen-

Liebe Leserinnen und Leser,

ein Leben mit dem Tod unserer Kinder, unserer Brüder, Schwestern, Enkel und Freunde ist nur schwer vorstellbar. Wir alle glaubten am Anfang nicht, das selbst zu überleben und damit leben zu können. Trotzdem zieht die Zeit Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr für Jahr an uns vorüber -begleitet von unendlicher Sehnsucht nach dem geliebten Menschen, verbunden mit dankbarer Erinnerung und grenzenloser Liebe. Wir versuchen, weiter zu gehen, trotzdem ist es nicht immer einfach, sich der Trauer zu stellen, doch irgendetwas treibt uns weiter.

Unser Leben ist anders geworden, anders, als wir es uns vorgestellt haben. Für jede unterstützende Hand sind wir dankbar. Wir leben mit dem Tod unseres Kindes, unserer Schwester, unseres Bruders, für uns ist es »Alltag« geworden. In dem anderen Leben, das wir jetzt führen, wollen wir das Kind weiter tragen. Wir wollen es weiter bei seinem Namen nennen und nicht vergessen; nicht selten stoßen wir dabei auf Widerstand unseres Umfeldes. Das versteht nicht, warum wir so lange traurig sind, warum wir nicht mehr die sind, die wir einmal waren. Die Leichtigkeit des Lebens ist für uns verflogen.

Wir haben uns verändert, unser Blick hat eine andere Sichtweite für das Leben bekommen.

Liebevoll denken wir bei fast allem, was wir tun, an das geliebte Kind und fragen uns, was es wohl davon halten würde, wie unser Leben jetzt weiter geht. Alles, was uns begegnet, sehen wir mit doppeltem Blick, stellvertretend auch für unser Kind. Eine innere Zwiesprache lässt uns den Kontakt zu ihm halten, wir sprechen mit der Wärme unseres Herzens. Der Schmerz bohrt nicht mehr so gnadenlos und nicht auszuhaltend, seine Intensität wird sanfter. Langsam, ganz langsam, entstehen ungeahnte Wege, die wir zu gehen versuchen. Immer begleitet von dem Kind, das wir im Herzen tragen. Jede und jeder von uns lernt für sich selbst, damit zu leben.

In enger Verbundenheit
Ihre Petra Hohn, Mutter von Carsten
1.Vorsitzende des Bundesverbandes
Verwaiste Eltern in Deutschland e.V.