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Rundbrief 14 "Geteiltes Leid ist halbes Leid" -leider vergriffen-

Grußwort
„Geteiltes Leid – ist halbes Leid?“

Liebe Leserinnen und Leser,

das Leid teilen? Nein, wie soll das gehen, wie soll dieser Schmerz überhaupt zu teilen sein?
Ein Teil von uns bleibt doch immer bei unserem Kind, beim Bruder, bei der Schwester.
Ein Teil wird immer Erinnerung, ewige Liebe, ewige Sehnsucht und Dankbarkeit sein. Der andere Teil ist der veränderbare, manchmal erschreckende Teil – wie es weitergeht in Veränderung, ein anderes Leben.
Sind diese Empfindungen teilbar und wenn ja, mit wem können wir sie teilen?
Wohlbedacht können wir unsere Gefühle nur Menschen gegenüber öffnen, den wir vertrauen, an Orten, wo wir uns sicher fühlen. Dort bei den vertrauten Menschen glauben wir teilen zu können, verstanden zu werden. Ja, wir sind vorsichtig geworden, auch beim Mitteilen unserer Gefühle, denn die Offenbarung des Schmerzes gibt unser Inneres preis, macht uns angreifbar, verletzlich. Deshalb sind wir instinktiv vorsichtig geworden. Das geteilte Leid in uns selbst, den Teil voll von Erinnerung, das Festhalten am Wunderbaren und den Teil des anderen Lebens ohne das geliebte Kind, den Bruder und die Schwester, wollen wir nicht verlieren oder von anderen verletzen lassen.
Die Erfahrung des Verlustes mit anderen Menschen zu teilen, oft mit neuen Menschen, die neue Freunde wurden, entlastet uns.
Die Teilung, die Trennung von den Wegbegleitern, die nicht mehr unseren Weg mit uns gehen, weil deren Weg nicht mehr der unsere ist, schmerzt uns aufs Neue.
Wir sehen, liebe Eltern, Geschwister und Freunde, wie vielschichtig dieser Satz vom „geteilten Leid“ für uns scheint.
Wie hätten wir uns auch je vorstellen können nach der Stunde null, unser Leid zu teilen, zu halbieren? Wie schwer es wiegt, wissen wir doch nur zu gut und jeder von uns hat sein eigenes Maß. Dennoch macht der Austausch leichter und gibt Kraft. Kraft, die wir brauchen, um einen Weg zu sehen, aus dem unfassbaren Labyrinth der Schwere zu entfliehen. Haben Sie Mut!
In enger Verbundenheit
Ihre Petra Hohn
Mutter von Carsten
1.Vorsitzende des Bundesverbandes Verwaiste Eltern in Deutschland e.V.