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Besondere Zeiten in der Trauer

„Es sind die Erinnerungen, die einst die Zukunft mit Wärme und Kraft füllen werden.“ (Beat Jan)

In der Trauer um das verstorbene Kind gibt es in jedem Jahr besondere Zeiten. Dazu gehören der Geburtstag des Kindes, der Sterbetag, das Weihnachtsfest, Urlaube, oftmals Mutter- und Vatertag, Geburtstage innerhalb einer Familie und andere individuelle biografische Momente, wie beispielsweise die Einschulung, Jugendweihe, die bestandene Fahrprüfung und Berufs-/ Studienabschlüsse. Eine Zukunft, die Eltern durch den Tod ihres Kindes nicht mehr erleben können und dennoch in der Trauer von Bedeutung sind.

Ein Umgang mit diesen besonderen Zeiten ist individuell und kann/darf sich während des Trauerweges verändern. Es gibt in der Gestaltung von solchen Tagen kein richtig oder falsch, aber ein liebvolles Erinnern an das verstorbene Kind.

Im Folgenden finden sie ein einige Anker, die Verwaiste Eltern Halt geben und Trost schenken an Tagen, an denen sie ihre Kinder besonders schmerzlich vermissen:

Geburtstag des verstorbenen Kindes

Den Geburtstag ohne das eigene Kind verbringen zu müssen wird von betroffenen Eltern als sehr schmerzvoll erlebt. Es entsteht oftmals eine große Leere und die Frage, wie das Kind den Geburtstag gerne verbracht hätte.

Trauernden Eltern und Geschwister haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse, den Geburtstag des verstorbenen Kindes zu begehen. Einige Möglichkeiten sollen hier genannt werden:

  • Familie und/oder Freunde einladen, wie früher auch und zusammen einen Lieblings-Geburtstags-Kuchen des verstorbenen Kindes backen und essen.
  • Das soziale Umfeld und die Freund*innen zum Erinnern an das verstorbene Kind ermutigen, welche Begegnung, welches Ereignis, welche Handlung im Gedächtnis geblieben ist. Hierzu können gerne Fotos rausgeholt und mitgebracht werden.
  • Andere treffen sich an der Grabstelle des Kindes mit den mit den Verwandten und Freunden, um diese besonders zu gestalten mit Blumen und Kerzen und/oder ein gemeinsames Ritual zu gestalten., wie die Lieblingsmusik spielen, gemeinsam singen oder einen Luftballon steigen zu lassen.
  • Vielleicht wollen Verwaiste Mütter, Verwaiste Väter und trauernde Geschwister den Geburtstag aber auch alleine oder nur im engsten Kreis der Familie gestalten. Das Gestalten kann auch dann sehr tragend erlebbar werden. Betroffene Familien können eine Kerze gestalten, den Lieblingsort aufsuchen oder zum Beispiel auch eine Fotocollage gestalten.

In der Gestaltung des Geburtstages nach dem Tod eines Kindes kann es keine „richtig“ oder „falsch“ geben. Verwaiste Eltern und trauernde Geschwisterkinder können ermutigt werden intuitiv ihren Bedürfnissen zu vertrauen.

Der Todestag

Der Todestag ist für die meisten Eltern sehr schwer. Sie werden an diesem Tag intensiv mit Schmerz, Ängsten und Ohnmacht konfrontiert. Eigene Hilflosigkeit macht oft handlungsunfähig, lässt erstarren. Herauszufinden, was am Todestag ein Trostanker sein kann, ist eine lange Reise - die immer weiter hinaus geht über den ersten, den zweiten und den fünften Sterbetag. Es braucht Mut und Ermutigung sich zu fragen, was kann an einem so besonders schweren und traurigen Tag gut tut. Und was in einem Jahr als tragend erlebt wurde, fühlt sich zum nächsten Sterbetag vielleicht nicht mehr stimmig an. Es darf sich verändern.

Im Folgenden einige Fragen für die Gestaltung, die jede(r) nur für sich selbst beantworten kann:

  • Soll der Todestag alleine oder mit anderen Angehörigen/ Freund*innen verbracht werden?
  • Gibt es ein Ritual, welches ich an diesem Tag gestalten möchte?
  • Kann ich etwas Besonderes für mich tun um Trost zu finden?
  • Möchte ich zum Sterbetag etwas für mein verstorbenes Kind, wie zum Beispiel einen Blumenkranz binden?
  • Gibt es Halt mit einer anderen Person zusammen zum Grab zugehen?
  • Kann ich am Sterbetag meines Kindes meiner Erwerbstätigkeit nachgehen oder nehme ich lieber Urlaub?

In der Gestaltung des Todestages kann es kein "falsch" oder "richtig" geben. Der Tag sollte möglichst ohne inneren und äußeren Druck erlebbar werden. Es braucht Zeit, dass zu finden, was an einem schweren Tag wie diesen gut tut. Aber es gibt diese Trostpunkte, die Halt schenken - sind sie auch manchmal noch so klein.

Weihnachten

Weihnachten ist ein Fest innerhalb einer Familie, was zumeist als eine sehr bedeutungsvolle Zeit empfunden wird. Schon in der Adventszeit ist es für Eltern, deren Kind verstorben ist oft schwer diese Zeit der Freude auszuhalten. Die Erinnerungen an eine lebendige Weihnachtszeit, das Leuchten der Augen des eigenen Kindes am Heiligen Abend ist oft von einer großen Welle aus Traurigkeit, Verzweiflung und Schmerz geprägt. Der Zauber den Weihnachten mal hatte ist nicht mehr existent. Es braucht in dieser besonderen Zeit Halt, ein herzliches Mitfühlen und Aushalten der Traurigkeit und Trost für die betroffene Familie:

Ein Internationaler Gedenktag für verstorbene Kinder ist ein tragender Trost in der vorweihnachtlichen Zeit. Als ein Ritual in Verbundenheit wird weltweit der Kinder gedacht und um 19 Uhr ein Licht in den Fenstern aufgestellt. Daraus entsteht ein Lichtband über alle Kontinente hinaus. Bundesweit finden hier zahlreiche Gedenkveranstaltungen/ Gottesdienst statt.

Alle Gedenkveranstaltungen an jedem 2. Sonntag im Jahr finden Sie hier.

Es ist ein Licht, dass in Gemeinschaft getragen werden kann, ein gemeinsames Erinnern an verstorbene Kinder und begleitet betroffene Eltern und trauende Geschwisterkinder kraftvoll in der für sie besonders anstrengenden und ambivalenten Vorweihnachtszeit.

Um die Weihnachstage herum ist der Weihnachtsbaum ein Symbol für die Familie. Er wird gemeinsam geschmückt, die Familie sitzt am Baum und die Lichter bringen eine gemütliche und besinnliche Zeit mit sich. Dieses Empfinden ändert sich mit dem Tod eines Kindes innerhalb einer Familie. Für Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister ist mit der Lücke, die das eigene Kind/ der Bruder oder die Schwester hinterlassen hat, das Weihnachtsfest zumeist sehr schmerzvoll und das vorher Schöne, Lichtvolle und Besinnliche kann oft nur geringfügig wahrgenommen werden.

Betroffene Familien können sich für die Weihnachtstage fragen, wie sie diese verbringen und gestalten möchten:

  • Wollen die Eltern zu Hause bleiben oder die Tage außerhalb der vertrauten Umgebung verbringen?
  • Möchten die betroffene Familie bisher gelebte Traditionen zu Weihnachten fortführen oder bedarf es einer Veränderung der Rituale?
  • Wie kann das verstorbene Kind mit einbezogen werden?  

Ein oftmals von Verwaisten Eltern praktiziertes Weihnachtsritual stammt aus der Familie Bonhoeffer (1918). Die betroffene Familie hat nach dem Tod ihres Sohnes einen Ast vom Weihnachtsbaum sichtbar herausgeschnitten. Eine erkennbare Lücke im Baum, die das Fehlen zum verstorbenen Kind ausdrückt.  Der (geschmückte) herausgeschnittene Zweig wird zum Grab gebracht. Er ist die Verbindung zum verstorbenen Kind.

Darüber hinaus können andere gestalterische Elemente eine tragende Weihnachtszeit bewirken: Eine bemalte Kerze, ein neuer Baumanhänger für das verstorbene Kind erstellen und/ oder dem verstorbenen Kind kleine Weihnachtsbotschaften vorzulesen.

In der Trauer rund um die Advents- und Weihnachtszeit kann es auch kein „falsch“ oder „richtig“ geben. Betroffene Familie können nur Trost und Halt in dem erfahren, was sie auf ihrem Weg in der Trauer um ihr verstorbenes Kind brauchen.

weitere besondere Tage…

Es gibt weitere besondere Tage, wie der eigene Geburtstag, der Internationale Kindertag, Mutter- sowie Vatertag, auch Urlaubszeiten und sonstige Familienfeiern.

Grundsätzlich gilt auch wie in den bereits beschriebenen besonderen Zeiten, dass zuallererst die Frage im Raum steht, was an einen dieser Tage guttun kann:

Wie kann der Mutter- und Vatertag gestaltet werden, damit er auszuhalten ist?

Wie kann ich Trost und Halt erfahren am Kindertag?

Was und wer kann mich unterstützen, wenn ich an Familienfeiern teilnehmen möchte?

Gibt es einen besonderen Wohlfühlort, wo ich meinen Urlaub verbringen möchte?

Was möchte ich im Urlaub sagen, wenn ich nach Kindern gefragt werde?

Möchte ich meinen eigenen Geburtstag als Vater und Mutter wie bisher verbringen oder diesen anders erleben?

Alleine die Verwaisten Eltern und trauernden Geschwistern entscheiden, was Sie an besonderen Tagen und Zeiten tun möchten. Familienangehörige und das soziale Umfeld einer betroffenen Familie kann begleitend Impulse setzen. Ermutigen eine Gestaltung des jeweiligen Tages zu planen.